2015-10 Fahrradkontrolle

Unfälle auf dem Schulweg vermeiden
 
Herrenberg: Polizei kontrolliert die Fahrräder der Schüler der Markwegschulen im Schießtäle
 
von Anke Kumbier, Gäubote Herrenberg, 29.10.2015
 
betreuender Lehrer: Hermann Rösch

Neblig, trüb und feucht zeigt sich der Morgen um 7.15 Uhr, als Polizisten und Lehrer mit der unangekündigten Fahrradkontrolle vor den Markwegschulen im Schießtäle in Herrenberg beginnen.


Jedes Jahr organisiert Lutz Rasemann, Verkehrsbeauftragter des Andreae-Gymnasiums (AGH), im Herbst eine Überprüfung der Räder. Im Sinne von "Vision Zero" möchte er die Zahl der Verkehrsgefahren und -unfälle vermindern und deshalb den Schulweg sicherer machen. Jeweils ein Polizeibeamter und ein Lehrer bilden zusammen ein Kontrollteam. An insgesamt sechs Stellen nehmen sie die radelnden Schüler des AGH, der Jerg-Ratgeb-Schule und der Vogt-Heß-Schule in Empfang. Rasemann ist in seinem Element, er begrüßt die Jugendlichen und weist sie freien Stellen zu. Routiniert beugen sich die Polizisten über die Fahrräder, inspizieren die Beleuchtung, die Speichenreflektoren oder Reifenreflexstreifen, die Klingel, die vorderen und hinteren Reflektoren und die Bremsen. Kommt es zu einer Beanstandung, so schreiben die Lehrer den Namen des Jugendlichen und die Mängel an seinem Fahrzeug auf.

Zeitumstellung nicht bedacht

"Eigentlich wäre eine Kontrolle bei Dunkelheit besser, denn die Hauptgefährdung liegt im unbeleuchteten Fahren", kritisiert Polizeihauptkommissar Sebastian Ludwig. Denn obwohl es grau und ungemütlich ist, ist es doch schon hell. Ein Vorder- und Rücklicht muss zwar am Rad vorhanden sein, bei Stecklichtern reicht es aber aus, wenn die Ansteckvorrichtung angebracht ist. Die Lampen selbst müssen die Schüler nicht dabei haben. "Wir haben die Zeitumstellung nicht beachtet", meint Rasemann dazu.

Veronika Gerlach, Gesamtelternbeiratsvorsitzende, fügt hinzu, dass sie bei der Vorbesprechung keinen anderen Termin gefunden hätten. "Nach den Herbstferien fahren viele Schüler mit dem Bus, deshalb wollten wir es noch davor machen." Sie hofft, dass den Radlern trotzdem bewusst ist, wie wichtig das Licht ist. Gerlachs Aufgabe besteht an diesem Morgen darin, die ankommenden Fahrräder zu zählen und zu schauen, wie viele Schüler einen Helm tragen und welche anderen Fortbewegungsmittel neben dem Rad genutzt werden. Das können Cityroller, Long-boards oder Pennyboards sein. Sie zählt 91 Radfahrer, wovon 63 einen Helm tragen, was einer Quote von rund 70 Prozent entspricht. Acht Schüler kommen mit Boards oder Cityrollern an. "Hier sollte man den Eltern den Tipp geben, dass die Boardfahrer Reflektorbänder tragen", äußert sich Thomas Härther vom Ordnungsamt der Stadtverwaltung. Denn oft seien die
Boardfahrer mit hoher Geschwindigkeit unterwegs und im Dunkeln oder der Dämmerung schwer zu erkennen.

In der Stoßzeit von 7.20 bis 7.30 Uhr haben die Teams immer etwas zu tun. Vor den einzelnen Kontrollen bilden sich kleine Schlangen. Die Schüler warten jedoch geduldig. Mit den Worten "alles dran, was dran sein muss", werden sie weitergeschickt. Fallen diese oder ähnliche Worte nicht, so erwartet die über 14-Jährigen eine Anzeige und einen Bußgeldbescheid. "Seit neun Jahren geben wir die Zettel, welche die Lehrer ausfüllen, direkt an das Landratsamt, das dann die Bescheide verschickt", erklärt Rasemann. "Meist müssen die Schüler zwischen zehn und 20 Euro zahlen", weiß Härther. Bei einer Schülerin, die noch unter 14 Jahren ist, fehlen die Reflektoren. "Meine Eltern bekommen jetzt einen Brief, in dem steht, dass mein Rad neue Reflektoren braucht", erzählt sie. Innerhalb von zwei Wochen muss beim Verkehrsbeauftragten der jeweiligen Schule nachgewiesen werden, dass die Mängel behoben wurden. Ein anderer Schüler darf sein Rad nach der Kontrolle nur noch schieben, da es nicht verkehrstüchtig ist. "So ein Pech, eigentlich fahre ich immer mit einem anderen", kommentiert er seine Situation. "Letzte Woche haben wir einen kostenlosen Fahrradcheck angeboten, kleinere Reparaturen konnten die Schüler ebenfalls machen lassen", erzählt Rasemann, der neben seiner Tätigkeit am AGH Projektleiter von Verkehr und Mobilität des Landesinstituts für Schulsport Baden-Württemberg und Mitglied des Pädagogischen Beirats der Verkehrswacht ist. Dass in nächster Zeit eine Kontrolle ansteht, wurde sogar angekündigt. Dennoch erhalten vier Schüler der JRS Anzeigen und sieben Schüler bekommen einen Mängelbericht an die Eltern geschickt. Beim AGH gibt es neun Anzeigen und einen Brief an die Eltern. Am häufigsten fehlten die vorderen und hinteren Reflektoren sowie die Speichenreflektoren. Im Vorjahr begutachtete die Polizei 67 Räder, wovon 16 beanstandet wurden und zehn Schüler eine Anzeige erhielten.

(Artikel erschienen am 29.10.2015 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

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