Es mag so manches geben, das unangekündigt zuschlägt. Eine Fahrradkontrolle durch die Polizei zum Beispiel. Oder das Wetter. Und es mag Tage geben, an denen solche Faktoren dazu neigen, sich gegenseitig aufzuheben. Das Hauptgeschäft der Fahrradkontrolleure auf dem Gelände des Schulzentrums Markweg bestand am Dienstagmorgen jedenfalls darin, im Regen zu stehen – nur wenige Schüler wollten an diesem Tag mit dem Rad kommen.
54 Radler wurden gestern morgen von der Polizei im Markweg kontrolliert GB-Foto: Holum
Immerhin: Im Jahr 2010 durchliefen 57 Räder die Fahrradkontrolle, nun waren es noch 54. Wobei der verkehrsbeauftragte Lehrer Lutz Rasemann sich freut, innerhalb dieses überschaubaren Kontingents eine deutliche Besserungstendenz feststellen zu können. Denn 2010 lag die Quote der Beanstandungen noch bei 61,4 Prozent, 2005 gar - ohne, dass Polizei vor Ort Präsenz zeigte - bei 79 Prozent. Gestern nun wurden lediglich 38,8 Prozent der Zweiräder beanstandet, 2011 waren es 40,2 Prozent. Unterm Strich heißt das: Erfolg!
Ein Erfolg jedoch, der überschattet wird von einer neuen Kümmernis. Die heißt Scooter - so nennt man die bekannten kleinen Tretroller. Rasemann: „Unbeleuchtet, ohne Klingel, dafür aber teils mit hohen Geschwindigkeiten kreuzen die Scooter-Fahrer die Fußgängerströme und den fließenden Verkehr - in dieser Form eine enorme Gefahr für alle Beteiligten." Ein Problem, das seit etwa zwei Jahren stetig wachse. An diesem Dienstag wurden 21 Scooter kontrolliert.
Dynamo ist besser als Stecklicht
Beleuchtung ist auch bei den Fahrradfahrern jener Punkt, der häufige, in der Regel jedoch lediglich mündliche Verwarnungen mit sich bringt. Christian Harter,
Polizeimeister bei der Verkehrspolizei Böblingens, die mit fünf Beamten ihre drei Kollegen vom Herrenberger Revier unterstützte, muss nahezu jeden Schüler darauf hinweisen: „Solange sie ein Stecklicht haben, drücken wir ein Auge zu", sagt er. Der Vorschrift entsprechend müsste jedoch jeder Schüler am Rad einen Dynamo haben, als selbstladende Energiequelle. Denn einem Stecklicht kann die Batterie ausgehen.
Trend zum Schutzhelm nimmt zu
Dynamos allerdings sind längst nicht mehr en vogue unter jugendlichen Fahrradfahrern. Meist wird der zeitgenössische Drahtesel auch ab Firma ganz ohne dieses oder vergleichbare Features geliefert. Der Trend zum Schutzhelm dagegen ist zwar noch nicht überwiegend, nimmt aber zu: 40,5 Prozent der kontrollierten Markwegschüler fuhren oben mit. „Damit sind wir viel besser als der Bundesdurchschnitt", freut sich Rasemann. Dieser Durchschnitt liegt bei den Elf- bis 16-Jährigen bei 19 Prozent, bei den Älteren noch niedriger. Allerdings: In Herrenberg lag die Quote vor Jahren schon einmal bei 60,5 Prozent. Ein Rückschritt - also doch.
Bußgeld für über 14-Jährige
Die Fahrräder von insgesamt neun Gymnasiasten wurden von den Kontrolleuren in diesem Jahr ernsthaft beanstandet. Sechs von ihnen sind älter als 14 Jahre. Ihnen wird deshalb ein Bußgeldbescheid zugestellt. Unter den Schülern der Jerg-Ratgeb-Realschule (JRS) fanden sich sechs schwarze Schafe. Vier von ihnen wird es besonders hart treffen. Die sechs Schüler der Vogt-Heß-Schule waren sämtlich unter 14 Jahren. Darunter fanden sich allerdings die allerschlimmsten Fahrradsünder: „Vier von ihnen wiesen alle Mängel auf." Die überprüften Schüler des AGH und der JRS hockten in diesem Jahr zumindest nicht auf Fahrrädern mit defekten Bremsen. Große Mängel im Beleuchtungsbereich jedoch bleiben auch an diesen Schulen zu beanstanden. Seitenreflektoren hält fast jeder junge Radfahrer für überflüssig.
(Artikel erschienen am 12.11.2012 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).