Fast ein Jubiläum–zum neunten Mal ging der Verkehrssicherheitstag der drei Markwegschulen über die Bühne. Im Jahr eins, nachdem man mit dem Sonderpreis „Mobilität 21– Verkehrssicherheitstag an Schulen" überregionale Meriten eingefahren hat. Das schul-artenübergreifende „Leuchtturmprojekt" für die achten Klassen sieht neben den bewährten Partnern auch Eltern, Schulbusbegleiter, Schulsani-AG und Schülermentoren mit im Boot.
Beim Verkehrssicherheitstag zeigt eine Demonstration den Bremsweg GB-Foto: Holum
Bei Andreas Schill gibt es den Herz- und Nierencheck für Bikes. Beim Inhaber der Nufringer Firma Radhof Schill werden die Diagnosen etwa für Bremsen, Bereifung, Reflektoren, Lichtanlage, Vorbau oder Kette und Sitz gestellt. Doch manchmal können gar keine gemacht werden, da Scheinwerfer oder Reflektoren ganz fehlen. Fehlende Luft in den Reifen oder Kette mit hörbarem Ölungsbedarf zählt da eher noch zu den kleineren Blessuren. Was vor Ort behoben werden kann, etwa einen viel zu hohen Lenker tiefer richten, wird im Eiltempo erledigt. Aber manches Tratlager und Vorbau entpuppen sich als potenzielle Komapatienten. Bei einer Zwischenbilanz sind drei Fahrräder bereits solche, Die werden für diesen Vormittag erst mal aus dem Verkehr gezogen: Lebensgefahr, Trotzdem: „Im Vergleich zum letzten Jahr sind die Totalausfälle deutlich weniger geworden", bilanziert Schill.
Beim sich anschließenden Fahrparcours, auf dem richtiges Timing und Tempo, Slalom- und Balancequalitäten gefordert sind, macht der Verkehrsbeauftragte der Jerg-Ratgeb-Realschule, Hermann Rösch, auf ein ins Auge springendes Problemverhalten aufmerksam - das Fahren ohne Helm. Den lassen etliche Schüler lieber am Lenker oder hinten am Rucksack baumeln, als dass sie ihn auf dem Kopf tragen. Das ist auch Tanja Kaluza-Rall und Sandra Köhler von der Böblinger Polizeidirektion nicht verborgen geblieben. „Es ist Mumpitz, den Helm mitzunehmen, aber nicht aufzusetzen. Bei Stürzen fallen die meisten Radfahrer auf den Kopf", gibt es von Sandra Köhler eine klare Ansage. Glaubt man ihr, ist uncool längst kein Argument gegen den Helmschutz mehr. Denn den „gibt es mittlerweile in coolen Farben und Formen, mit denen man sich nicht mehr schämen muss".
Neue Station
Bei der diesjährigen Ausgabe des Verkehrssicherheitstags erlebt die Station „Fahren im Verband und Spiele" ihre Feuertaufe. Unter anderem versuchen sich die jungen Fahrkünstler mit ihrem Velo im Limbo. AGH-Lehrer Jan Bauer steuert den entscheidenden Tipp bei, wie man am besten unter dem Seil durchkommt. „Neben den Sitz gehen, Gewicht verlagern, so dass der höchste Punkt der Lenker ist." Bei denen. die es auf Anhieb schaffen, sieht das gewieft artistisch und geschmeidig elegant aus. Beim Fahren im Verband kommt es dagegen auf den richtigen Abstand zum Vordermann und die weitergegebenen Handzeichen an. Klappt es mit denen nicht, drohen Crashs. Von der spielerischen Form der Station sollten sich die Achtklässler nicht täuschen lassen. „Das hier ist keine Spaßveranstaltung", macht Bauer noch mal klar. Damit es bei der Fahrt in Zweierreihen ins angrenzende Wohngebiet des Markwegzentrums nicht rasselt, ist „anzeigen bevor gebremst wird" Trumpf. Damit sich die neue Station etablieren könne, seien im nächsten Jahr jedoch vier anstatt zwei Lehrer vonnöten. „Einer mit 30 Schülern im Wohngebiet ist schwierig, da man nicht alle im Blick hat", gibt AGH-Lehrer Elmar Lechthaler seine gemachte Erfahrung weiter.
Die beiden Expertinnen in Sachen Verkehrsprävention von der Böblinger Polizeidirektion sind dagegen baff, was das theoretische Vorwissen der Schüler zum Thema Brems- und Anhalteweg betrifft. „Wir müssen ja bloß noch die Stichwörter liefern'', entlässt Sandra Köhler die Schüler in die Praxis. Die misst den Bremsweg von Fahrrädern, Cityrollern, Skateboardern, sogar Fußgängern und dem 40 Kilometer schnellen Polizeiauto, bei dem der Styropor-Dummy auf nasser Fahrbahn dann keine Chance mehr hat. „Die tödlichen Verletzungen fangen bei rund 25 km/h an", merkt dazu die Polizistin an.
Beim Referenten vom Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen, Martin Burkart, heißt es dann ab in den Bus und Platz nehmen. Denn die ordentlich Fliehkräfte freisetzende Bremsaktion bei 20 km/h sah andernorts schon mal ein Mädchen durch den Bus fliegen und sich eine Rippe in die Lunge bohren. Was nicht alle wissen - im Bus gelte grundsätzlich ein Festhaltegebot. Ein tags zuvor geklauter Notfallhammer lässt ihn klare Worte zu Klau und Vandalismus loswerden. „Die Vase von Mutti krieg ich auch mit einem normalen Hammer kaputt."
Bei der Wundversorgung ist ein bisschen Spaß mit dabei, sofern die blauvioletten Gummihandschuhe schon mal als Luftballon herhalten oder so mancher in der Rolle des Verletzten melodramatisch schauspielerische Talente an den Tag legt. Bei Stefan Halanke und dem toten Winkel darf dann jeder mal die begehrte Luft im Fahrerhäuschen der beiden Lastwagen schnuppern.
(Artikel erschienen am 17.05.2013 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).