Da war so mancher Schüler überrascht: Im Herrenberger Schulzentrum am Markweg wartete gestern in der Früh die Polizei auf die jungen Radler. Sie nahm die Velos unter die Lupe - damit böse Überraschungen im Straßenverkehr ausbleiben.
Bevor die ersten Schüler eintreffen, fahren die Polizeiautos auf den Parkplatz. Das Herrenberger Revier arbeitet mit der Verkehrspolizei Böblingen zusammen. Mitglieder der Elternbeiräte der ansässigen Schulen wie etwa Klaus Rohde und Cornelia Marquardt unterstützen sie, zum anderen wirken auch die Schülerverkehrsmentoren bei den Kontrollen mit.
Mit dabei sind die Schüler Gerrit Koch und Christoph Eichler: Sie sind zu Verkehrsmentoren ihrer Schule ausgebildet worden und haben eine Zielgruppe - ihre Hauptaufgabe besteht darin, „vor allem die Fünft- und Sechstklässler zu beraten, zu unterstützen und ihnen Hilfestellungen zu geben".
An der Polizei kommt keiner vorbei: Sie hat drei verschiedene Korridore eingerichtet, um die Schüler der Jerg-Ratgeb-Realschule und der Vogt-Heß-Grund- und Hauptschule zu erfassen, um so ein möglichst lückenloses Kontrollsystem zu gewährleisten. „Die Verkehrsbeauftragten der drei Schulen arbeiten eng zusammen", berichtet Lutz Rasemann, Lehrer und gleichzeitig Verkehrsbeauftragter des Andreae-Gymnasiums.
An den Korridoren stehen Helfer mit Kontrollbögen. Dies sind Check-Listen, anhand derer die festgestellten Mängel erfasst werden: Stimmen die Beleuchtung vorn und hinten? Funktionieren die Bremsen vorn und hinten? Hat das Rad die Reflektoren - und zu guter Letzt auch eine Klingel? Die Fahrradhelmquote wird nur statistisch erfasst.
Die Mängelberichte werden über die Schule direkt an die Eltern weitergeleitet. Bei Schülern über 14 Jahren sieht die Sachlage etwas anders aus: Ihnen kann eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die Straßenverkehrszulassungsordnung blühen und diese Anzeige trifft den Fahrer, nicht seine Eltern. Thomas Härter vom Herrenberger Ordnungsamt bestätigt, dass bei der letzten Kontrollaktion „ein nicht gerade geringer Stapel mit Anzeigen beim Landratsamt eingegangen war".
Mittlerweile ist dies die dritte Aktion, die mit Bußgeldern arbeitet. „Es geht nur über den Geldbeutel. Ohne passiert nichts", lautet die Erfahrung Rasemanns. Früher hätten die Eltern zwar die Mängellisten bekommen, aber bei anschließenden Kontrollen seien immer noch dieselben Mängel vorhanden gewesen.
Nach der Kontrollaktion waren alle Seiten angesichts des reibungslosen Ablaufs zufrieden, nur die Polizei erwägt, beim nächsten Mal, weniger Einsatzkräfte zur Verfügung zu stellen.
Allerdings geben die Ergebnisse der schulübergreifenden Radkontrolle im Markweg doch wieder Anlass zur Sorge: Lag die Helmtragequote im vergangenen Jahr noch bei rund 80 Prozent, so sank sie diesmal auf rund 50 Prozent. Auch die Zahl der Beanstandungen ist um rund neun Prozent von 39,7 Prozent im Vorjahr auf 48,5 Prozent bei der aktuellen Kontrolle gestiegen. Trotz Hinweis auf den Polizeieinsatz, der Ankündigung von Anzeige und Verwarnungsgeld sowie Untersagung der Weiterfahrt ist die Verstoßquote erheblich nach oben geschnellt.
Da 61,7 Prozent der Radfahrer, bei denen es Beanstandungen gab, älter als 14 Jahre sind, wird - wie vom schulübergreifenden Verkehrsausschuss abgestimmt - mit den Mängelberichten Anzeige beim Ordnungsamt erstattet und ein Verwarnungsgeld erhoben.
(Artikel erschienen am 20.11.2008 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de)