Wie wir Dachau erlebten ...
betreuende Lehrer: Heidi Sauter und Christian Schurig
mit diesem Bericht wollen wir uns für die Spende des Fördervereins der Jerg – Ratgeb - Realschule bedanken, die uns den Ausflug zur KZ – Gedenkstätte in Dachau ermöglichte.
Als unsere Lehrerin Frau Sauter mit der Idee zu uns kam, das ehemalige KZ in Dachau zu besuchen, waren wir sofort begeistert. Von all den Klassen, die nicht mitdurften, wurden wir sichtbar beneidet. Wir alle waren total gespannt darauf, endlich mal ein Konzentrationslager zu sehen, von dem so viel in unseren Büchern steht und von dem wir schon viel gehört hatten. Als der große Tag dann endlich kam, war es zunächst, als würden wir einen ganz „normalen“ Ausflug machen. Im Bus herrschte eine ganz normale Ausflugs-Stimmung, wie bei jedem anderen Ausflug eigentlich auch. Einigen sah man an, dass sie jetzt schon mit den Gedanken in Dachau waren, andere lachten und amüsierten sich.
Als wir ankamen, wurden wir sogleich von einer Referentin empfangen. Normalerweise fängt bei einer Führung der Betreuer gleich an zu erzählen, aber so war es nicht. Sie stellte sich nur kurz vor, hieß uns Willkommen und fing gleich an, uns Fragen zu stellen, was wir wissen, was wir glauben und was wir erwarten. Leider habe ich ihren Namen vergessen, aber ich möchte unsere Referentin wirklich loben. Sie sprach so leidenschaftlich, so emotional und direkt, dass alle einfach nur dastehen und zuhören konnten. Sie machte uns allen erst richtig bewusst, wo wir uns befinden, welche Geschichten die Wände und der Boden erzählen. Schon hier konnte man spüren, wie erfasst die alle waren.
Als wir aufgefordert wurden, weiter zu gehen, sprachen sehr wenige. Aber dann wurde es ganz still. Als wir weiterliefen und die Aufschrift „ARBEIT MACHT FREI“ am Tor sahen, kam diese Stille auf; eine respektvolle Stille, wie ich fand. Spätestens hier wurde allen klar, was dieser Ort bedeutet.
Während unsere Referentin uns zu den verschiedenen Stationen führte, zeigte und erzählte sie uns, was an jenem Platz geschehen ist, bezog uns aber immer mit ein, stellte Fragen, redete mit uns und nicht zu uns. An diesem Tag gab es wirklich sehr viele Tränen, besonders als wir in den Gefängniszellen waren. Aber als wir dann in die Gaskammer gingen und dann auch noch weiter zu den Krematorien, hatte die Traurigkeit endgültig gesiegt. Es war für alle irgendwie erschreckend, man konnte die verschiedensten Emotionen in den Gesichtern sehen, dennoch hatten alle denselben Ausdruck. Man sah es den Meisten wirklich an, dass sie mit dieser Situation, mit dieser unglaublichen Trauer, nicht umzugehen wussten.
Alle trösteten sich gegenseitig, einige still, indem sie die Hand des anderen hielten, einige mit Worten. Weinende wurden in den Arm genommen von Freunden, die nicht weinten.
Dieser Tag war beeindruckend und erdrückend zu gleich. Nach diesem Besuch konnten sich die Schüler viel besser in diese Zeit hinein versetzten und vor allem verstehen, wieso es so wichtig ist, das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zu kennen.
Viele sagten mir, dass sie sich geschämt haben, als sie all die ausländischen Besucher sahen. Andere freuten sich von nun an auf den Geschichtsunterricht. Wieder andere fanden es zwar gut, dass sie das KZ gesehen haben, wollen es aber nicht noch einmal, weil es ihnen zu nahe ging.
Egal, wie unterschiedlich die Empfindungen nach dem Besuch waren, bei einem sind sich alle Schüler einig: Dieser Ausflug hat sich definitiv gelohnt. Aus welchen Gründen auch immer, jeder war „froh“, dabei gewesen zu sein.
Unsere begleitenden Lehrer fanden es auch sehr lohnenswert. Frau Sauter, die schon oft Ausflüge zur KZ – Gedenkstätte in Dachau plante, meinte, dass man bei jedem Besuch etwas Neues lernt. Herr Schurig sagte zu mir, dass sich der Ausflug für ihn gelohnt hat, da er die vielen Tränen in den Augen sah und er gemerkt hat, dass die Schüler ergriffen sind.
Vielen Dank für die finanzielle Unterstützung, von allen anwesenden Schülern, Lehrern und auch von mir persönlich. Diese Erfahrung sollte jeder Schüler machen dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Merve Bahar für die Klassen 10a und 10c