2021-07 Verwerten statt wegwerfen

Verwerten statt wegwerfen
 
Herrenberg: Ratgeb-Realschüler produzieren Leckeres mit Lebensmittelretter
 
von Angela Baum, Gäubote Herrenberg, 21.07.2021
 

Schüler der Jerg-Ratgeb-Realschule backen mit Reza Khajavi (rechts) aus Afghanistan              GB-Foto: Holom

Aus Lebensmitteln, die Supermärkte oder Gärtnereien wegwerfen würden, zauberten gestern Neuntklässler der Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule einen Mittagstisch für Schüler und Lehrer. Angeleitet wurde der Projekttag von Reza Khajavi, der mit „Wertbrot" auf sich aufmerksam macht. Die Schüler der Klasse 9b und Lehrerin Silke Würth waren sichtlich begeistert von den fantasievollen kulinarischen Köstlichkeiten, die sie gemeinsam mit dem Lebensmittelretter in der Lernküche kochten.

Da wurden etwa Frühlingsrollen hergestellt, die in einen Teig eingebettet waren, der zum Teil aus altem, gemahlenem Brot hergestellt war. Wer die Lernküche betrat, wurde bereits an der Tür mit einem Duft von frisch gekochter Erdbeermarmelade empfangen. Selbst der erfahrene Koch Reza Khajavi war begeistert von dem, was die Schüler aus Erdbeeren, Rhabarber und einem Schuss Zitronensaft machten. Die vor der Mülltonne geretteten Früchte ergaben eine tolle Marmelade. Gefragt, woher die Lebensmittel kommen, meinte Khajavi, dass er die Erdbeeren und den Rhabarber von einer heimischen Gärtnerei bekommen hat. „Die Schüler haben die Beeren verlesen und das, was man noch brauchen kann, für die Marmelade verwendet."

An vier Herden gleichzeitig wurde gekocht. Das Öl, das zum Kochen verwendet wurde, ist Olivenöl, in dem früher einmal Oliven eingelegt waren. Eine super Idee, fand auch Marlon, der zu Hause viel mit seiner Mutter kocht. „Es ist schön zu sehen, wie man Reste verwerten kann", und: „Ich werde den Teig auch mal nachmachen." Seine Mitschülerin Jana ist überzeugt, dass man beim Kochen einfach „kreativ sein muss". Khajavi meint, dass die Fähigkeit, auch ältere Lebensmittel oder den Rest vom Rest zu verwerten „wichtig ist für unsere Zukunft - wir hatten eine Katastrophe in Deutschland, die Natur war sauer auf uns". Die Lebensmittelrettung komme auch dem Klima zugute. Gegen die Ressourcenvergeudung müsse etwas getan werden, sagt Khajavi, der demnächst in Herrenberg seinen Laden „Wertbrot" eröffnet.

Handlungsalternativen zum Wegwerfen müssen her

Erik, der neue Schülersprecher half auch mit und weiß, dass mit den in Europa weggeworfenen Lebensmitteln die globale Hungersnot zwei Mal beendet werden könnte. „Es ist toll, dass wir die Lebensmittel neu verwerten, die eigentlich weggeschmissen werden würden." Johanna aus der 9b erstellte ein Meinungsbild ihrer Mitschüler und brachte es folgendermaßen auf den Punkt: „Unsere junge Generation muss aktiv werden für die Zukunft." Zum Wegwerfen und der Verschwendung von Lebensmitteln müsse man Handlungsalternativen finden. Wichtig sei ihren Mitschülern auch, etwas gegen den Klimawandel tun zu können, „und Lebensmittelverschwendung hat viel damit zu tun".

Silke Würth, die das Fach „Alltagskultur, Ernährung, Soziales" in der Klasse unterrichtet, freut sich, dass die Schule erstmals einen Projekttag „Miteinander statt gegeneinander" umsetzte. Im Rahmen dieses Projekttages wurde gestern mit Khajavi gekocht. Den Lehrern schmeckten die gefüllten Datteltaschen, die Khajavi nach einem iranischen Rezept herstellte. „Den Teig mache ich aus 50 Prozent Semmelbröseln und 50 Prozent Mehl", berichtete der Lebensmittelretter. Als Hauptspeise gab es ein Gericht mit Kartoffeln. Lehrerin Melanie Wissendaner erklärte, dass man den Schülern trotz der Corona-Zeit eine Möglichkeit geben wollte, projektbezogen miteinander zu arbeiten. Daher seien beim Projekttag „Miteinander statt gegeneinander" ganz viele unterschiedliche Projekte entstanden. „Das Miteinander soll im Vordergrund stehen", so die Lehrerin, und: „Wir wollen die Gemeinschaft mit dem Projekttag an der Schule fördern."

(Artikel erschienen am 21.07.2021 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

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