Druckfrisch auf den Tisch. Seit gestern gibt es „Herrenberg barrierefrei", den ersten barrierefreien Stadtplan. Im Taschenformat informiert er Menschen mit Handicap, welche Geschäfte, öffentliche Einrichtungen, Gaststätten und Adressen rund um das Thema Gesundheit in Herrenberg barrierefrei zu erreichen sind. Oberbürgermeister Thomas Sprißler präsentierte im Rathaus die ersten Exemplare.
Stellen den Stadtplan "Herrenberg barierefrei" vor (von links): Gerhard Stocker, Vorsitzender des Fördervereins Jerg-Ratgeb-Realschule, Katarina Schneiderová, Rita Pehlke-Seidel, Jan Krüger, Oberbürgeremister Thomas Sprißler und Thomas Dingel (vorne)
GB-Foto: KFS
Wo kann ich parken, wo zur Toilette gehen? Sind die Türen breit genug, ist ein ebenerdiger Zugang möglich oder gibt es einen Aufzug. Wenn möglich einen, dessen Türen weit genug aufgehen und in dem die Druckknöpfe auf der passenden Höhe sind? Fragen über Fragen, die sich den Menschen mit einer Behinderung tagtäglich stellen und deren Antworten sie mitunter mühsam zusammensuchen müssen. Bislang zumindest. Denn seit gestern gibt es Abhilfe - zumindest, was die Herrenberger Kernstadt betrifft. In Form eines barrierefreien Stadtplanes. Druckfrisch lag die Broschüre gestern Morgen auf dem Tisch, bei einem Pressetermin im Rathaus.
Besonders ist der Stadtplan nicht nur deshalb, weil er im handlichen Pocket-Format, mit einer besonders großen Schrift und kostenlos zu haben ist. Neben dem Infopunkt im Bürgerbüro sollen die Pläne auch in der Volkshochschule, in der Stadtbibliothek und an den anderen, üblichen Stellen ausgelegt werden. Bei Interesse dürfen sich auch Arztpraxen oder andere Einrichtungen mit Stadtplänen eindecken und sie zum Mitnehmen auslegen. Besonders ist der barrierefreie Stadtplan vor allem deshalb, weil er von Schülern der Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule erstellt wurde. „Wir hatten eine tolle Mischung. Vor allem, weil sowohl junge Leute mitgewirkt haben als auch die, die einen ganz eigenen Blickwinkel auf dieses Thema haben", so Oberbürgermeister Thomas Sprißler gestern.
Im Rahmen ihres SE-Projektes (Soziales Engagement) hat die Klasse 8e, seit diesem Herbst die 9e, alle nun aufgenommenen Adressen abgeklappert und anhand eines Fragebogens die Daten zur Barrierefreiheit erhoben (der „Gäubote" berichtete). „Blauäugig" sei man an das Projekt herangegangen, gab Klassenlehrer Jan Krüger gestern unumwunden zu. Der Stadtplan habe wesentlich mehr Arbeit mit sich gebracht, als das im Vorfeld abzusehen war. Dennoch habe es Spaß gemacht und den Schülern unheimlich viel gebracht. „Schön ist, dass es ein Generationenprojekt ist. Die Jugendlichen konnten erfahren, wie Menschen mit Behinderungen leben. Sie konnten die demografische Entwicklung mit allen Facetten behandeln und erleben", hob auch Rita Pehlke-Seidel, Koordinatorin für bürgerschaftliches Engagement im Herrenberger Rathaus, auf diesen Aspekt des durch den Lokalen Aktionsplan finanzierten Projektes hin. Finanziell ermöglicht wurde der barrierefreie Stadtplan zudem durch den Förderverein der Jerg-Ratgeb-Realschule. „Wir sind mächtig stolz darauf, dass wir die Herausgeber sind", gab Vorsitzender Gerhard Stocker zu. Zumal der Förderverein zunehmend Projekte unterstütze, die das Thema soziale Kompetenz als Schwerpunkt haben.
„Ich bin sehr begeistert", lobte Thomas Dingel den neuen Stadtplan. Er vertrat gestern den Herrenberger Rolli Treff, der ebenso an der Zusammenstellung beteiligt war, wie eine Projektgruppe aus dem Teilhabeprozess „Toleranz fördern - Kompetenz stärken". „Man kann wirklich etwas damit anfangen", so die Meinung von Thomas Dingel. Die Daten seien umfangreich gesammelt und übersichtlich dargestellt - ein Verdienst von Katarina Schneiderová vom Jettinger KFS-Studio. „Für eine Erstauflage ist das wirklich eine hervorragende Ausgabe", so Thomas Dingel weiter, der die Gelegenheit nutzte und zwei „Wünsche" äußerte: „Der nächste Schritt muss jetzt sein, dass Verbindungen hergestellt werden. Dass man auch barrierefrei von A nach Z kommt." Diese barrierefreien Wege sollen dann in einer Neuauflage aufgenommen werden. „Herrenberg barrierefrei 2020 ", nannte Thomas Dingel als Wunschtermin für diese Neuauflage. „Natürlich darf dieser Plan weiter ausgebaut werden", betonte auch Oberbürgermeister Thomas Sprißler. Auf einen Termin allerdings wollte er sich noch nicht festlegen. Er versicherte jedoch, dass man inzwischen „bei allem, was wir tun", die Barrierefreiheit im Hinterkopf habe und der Blickwinkel darauf geschärft sei.
(Artikel erschienen am 20.12.2012 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).