Eine Präsentation der Extraklasse zeigten 30 Schüler der Klasse 5d der Jerg-Ratgeb-Realschule und entführten das begeisterte Publikum in die Welt des Märchens Dornröschen. Gleichzeitig demonstrierten die Akteure eindrucksvoll den Ablaufeiner Probenstunde. Der Aufführung vorangegangen waren zehn Übungseinheiten, welche die Kinder unter der Leitung der Stuttgarter Tanzpädagogen und ausgebildeten Balletttänzer Marieke Lieber und Adrian Turner absolviert hatten.
Die Schüler zeigten eindrucksvoll, was sie entwickelt hatten GB-Foto: Holom
Das kulturpädagogische Schulprojekt „Impuls MusikTheaterTanz" der Staatstheater Stuttgart unter der Leitung von Nicole Loesaus - fördert unter anderem das Selbstvertrauen der Teilnehmer, ermöglicht vielfältige Bewegungserfahrun gen, schult das Körperbewusstsein und ermöglicht ein Gruppenerlebnis der besonderen Art. Angefangen hatte alles mit einer Bewerbung, welche die Klassenlehrerin Ilona Will bei „Impuls MusikTheaterTanz" einreichte und die „von einer guten Fee" positiv beschieden wurde. Noch vor den Herbstferien nahmen die beiden Tanzpädagogen ihre Arbeit mit der Klasse auf und begaben sich gemeinsam mit den 30 Mädchen und Jungen auf eine spannende Entdeckungsreise in die Welt des Tanzes (der „Gäubote" berichtete ausführlich).
Gleichzeitig erreichten die ehemaligen Tänzer - mit Begeisterung und Herzblut -, die Kinder mit sich selbst und mit ihren Mitschülern in intensiven Kontakt zu bringen. Adrian Turner, der die Werkstattpräsentation am Donnerstagabend im Gemeindehaus St. Martin moderierte, bescheinigte den Kindern, dass sie im Laufe des Projektes eine große Entwicklung ihres Wesens gemacht hätten. Seinem Motto „Du musst nicht perfekt sein, aber du musst immer dein Bestes geben, immer 100 Prozent" entsprechend, konstatierte er bei den Schützlingen ein hohes Maß an persönlicher Einschätzung.
Disziplin und Konzentration sind Eckpfeiler einer gelungenen Aufführung. Und so startete die Werkstattpräsentation mit Konzentrationsübungen. Die Kinder saßen aufrecht im Schneidersitz und verbanden sich miteinander. Aus zarten Berührungen entwickelte sich eine entspannende Massage. Der Kopf gesenkt. Stille, absolute Konzentration. Was bei den Schülern mühelos gelang, forderte der Moderator vom Publikum energisch, wenn auch augenzwinkernd, ein. Nach der Auf-wärmphase folgte ein Spiel, das die Kondition der Akteure steigert. Im Wettbewerb kämpften zwei Mannschaften um Schnelligkeit. Und dann ging es an die Choreografie.
"Ihr habt in mir viele schöne Gefühle geweckt. Danke, dass ich das erleben durfte"
Ein Schüler
Dabei ist es den Tanzpädagogen wichtig, dass nichts einstudiert wird, sondern die Bewegungsabfolgen aus den Kindern herauskommen und von ihnen weiterentwi- ekelt werden. Die Lehrer unterstützen dabei feinfühlig und wertschätzend. Der erste Durchgang fand noch ohne Musik statt es wurde lediglich eingezählt. Konzentriert absolvierten die Eleven - unterstützt von ihren Ausbildern - die Choreografie. Alles klappte wie am Schnürchen.
Dann kam der große Augenblick. Die Aufregung war spürbar. Die Tanzlehrer fokussierten ihre Schützlinge ein letztes Mal: "Nehmt Haltung an. Versucht, ganz bei euch zu bleiben." Und dann zeigten die Kinder eindrucksvoll, was sie entwickelt hatten. Mit Musik und ganz allein. Atemloses Mitverfolgen der Choreografie, erlösender Applaus. Jeder hatte wirklich sein Bestes gegeben.
Mit dem Thema „negative Energie" hatte sich die Klasse intensiv auseinandergesetzt, galt es doch, die böse Fee Carabosse darzustellen, und hatten dabei tief in ihre Körper hineingehört. Genauso souverän wie die negativen Energien in Bewegung umgesetzt wurden, gelang die Darstellung des „hundertjährigen Schlafes" und das anschließende friedvolle Aufwachsen, das sich durch weiche und fließende Bewegungen auszeichnete. Schlaftrunkene, langsame Gesten, bis alle Kinder, die sich mit zarten Berührungen gegenseitig weckten, sich dem Licht des Tages zuwenden konnten. Der tosende Applaus des Publikums beendete eine eindrucksvolle Darbietung, die alle berührte: Ausführende, die Tanzpädagogen, die Schulleitung und das ganze Publikum.
Die Klassenlehrerin brachte das Lob auf den Punkt. „Es hat geklappt. Ich bin s00000 stolz auf euch! " Ilona Wills Wunsch „Ich möchte, dass ihr eine Gemeinschaft werdet, dass ihr euch vertraut, dass ihr respektvoll miteinander umgeht, dass ihr Geborgenheit und Vertrauen geben und erfahren könnt" wurde voll erfüllt. Die Kinder bedankten sich ganz persönlich bei ihren Tanzlehrern. Dabei waren die Statements so vielfältig wie das ganze Projekt „Ihr habt in mir viele schöne Gefühle geweckt. Danke, dass ich das erleben durfte" - „Besonders lustig fand ich, als Adrian uns den Quatsch aus dem Kopf operiert hat" - „Im Tanzworkshop hat mir besonders die Massage gefallen. Da konnte ich in mich reinschauen in mich reinhören." Schulleiter Alexander Riegler bedankte sich „für das tolle Geschenk", und auch die Eltern waren des Lobes voll. Die „Schulung des Tanzes" zeigte sich als „Schule des Lebens". Das erfolgversprechende Projekt sollte dringend weiter „Schule machen".
(Artikel erschienen am 07.12.2019 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).