2015-03 Konzert Eurovision

Von den oberen Rängen ertönen die Fanfaren
 
Herrenberg – 120 Jungmusiker üben sich auf der Bühne der Stadthalle in Völkerverständigung.
 
von Nadine Dürr, Gäubote Herrenberg, 04.03.2015
 
betreuender Lehrer: Alexander Riegler
 
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Finale des Konzerts musizieren alle Ensembles des Konzerts - 120 Beteiligte - gemeinsam auf der Stadthallenbühne GB-Foto: Holom

Völkerverständigung auf Polnisch-Deutsch: Wie das geht und dabei noch außergewöhnlich gut klingt, machten drei Herrenberger Orchester und das Jugendblasorchester Lesnica aus Schlesien vor. Derart aus dem Häuschen dürfte man ein Publikum bei einem Jugendbegegnungskonzert nur selten erlebt haben.
 

Bereits der Auftakt des mit dem Titel „Eurovision" überschriebenen Konzerts war an Symbolkraft kaum zu übertreffen. Die Europa-Hymne aus Beethovens Neunter weiß beim geneigten Hörer an sich schon zart euphorische Reaktionen hervorzurufen.

Das Jungmusiker-Kollektiv wusste diesen Effekt noch etwas zu verstärken. Vom Parkett-Publikum unbemerkt hatten sich die polnischen Bläser auf dem zweiten Rang ihre Instrumente gegriffen und von dort oben aus strahlende Fanfaren in den Saal hinabgestoßen, so dass ein umwerfender Dolby-Sturound-Sound entstand. Da dürften selbst die überzeugten Euroskeptiker in der Menge ein kleines bisschen schwach geworden sein.

Bleibender Eindruck

Weiter ging es dann etwas weniger furios, jedoch keineswegs ephemer. Einen bleibenden Eindruck hinterließen insbesondere die „Arabian Dances" von Roland Barrett mit ihren kniffligen Taktarten, sanftem Regenrohr-Rieseln und einer in orientalische Welten eintauchenden Schlangenbeschwörer-Melodie in der Klarinette. Doch ob bei der energiegeladenen „Fantasy", dem schwungvollen „Swiss Whistle" oder dem in die Beine gehenden „Michael Jackson Hitmix" - das Percussion Ensemble Herrenberg, die Bigband der Jerg-Ratgeb-Realschule und die First Band der Theodor-Schüz-Realschule harmonierten durchweg so gut, als ob sie schon seit Urzeiten gemeinsam musizierten.

Die sich am Dirigentenpult abwechselnden musikalischen Leiter Barbara Goering, Stephanie Schneider, Alexander Riegler und Gregor Daszko hatten hier ganze Arbeit geleistet. Rasenden Applaus und Begeisterungs-Rufe ernteten auch die Solo-Beiträge des Percussion Ensembles.

Die Schönheit des Rhythmus zelebrierten die Jungs in der letzten Reihe mit dem an goldene Charleston-Zeiten gemahnenden „Yankee Land" und dem vorwärtstreibenden „Jamaica Plain".

Dass man mit dem Jugendblasorchester Lesnica hochkarätige Gäste eingeladen hatte, zeigte sich dann spätestens im zweiten Teil des Abends, den die polnischen Musiker in feinem Zwirn gestalteten. Technisch auf Zack und beseelt von einer sich immer wieder Bahn brechenden Leidenschaft für die Musik entfalteten sie eine Strahlkraft, der sich wohl kaum ein Zuhörer entziehen konnte. Das sinfonische Gewand beim Einzugsmarsch aus Strauß' „Zigeunerbaron" stand den Bläsern ebenso gut zu Gesicht wie die Ausflüge in die Pop-Sparte mit dem Deep-Purple-Medley oder dem Elvis-Presley-Medley. Unangefochten heimisch zu fühlen schienen sie sich jedoch in den früheren Manifestationen des Jazz sowie deren lateinamerikanischen Ausläufern. „At the Mambo Inn" geriet so zu einem Hexenkessel feuriger Rhythmen, den Lennard Czakay mit seinem meisterlich „daherstolpernden" Trompeten-Solo fast zum Überkochen brachte.

Auch mit den grandiosen „Benny GoodMan memories" zog man dem Zuhörer na-
hezu den Boden unter den Füßen weg -Solistin Milena Rypa vorneweg. Der Bigband-Jazz, er scheint ihm einfach im Blut zu liegen, diesem Orchester.

Doch damit noch nicht genug: Zum großen Finale versammelten sich alle 120 Musiker der vier Ensembles auf der Stadthallen-Bühne, um den Abend mit der „Samba de Janeiro" ausgelassen ausklingen zu lassen. Vergnügt vor sich hin spielend, verließen die Bläser den Saal - auf dem Weg durch die Reihen der Zuschauer, die begeistert klatschten, pfiffen und johlten.

Den deutsch-polnischen Austausch initiiert hatte Gregor Daszko. Der musikalische Leiter des Herrenberger PercussionEnsembles unterhält über einen Studienkallegen Kontakte zu einem polnischen Instrumentenvertrieb, der das Jugendblasorchester Lesnica ausstattet. „Mit einer kleinen Idee fing es an und das Ganze wuchs dann Schritt für Schritt", erzählte Daszko. Gefördert wurde das Projekt durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk, die Organisation lag größtenteils in den Händen von Stephanie Schneider.

Die Wiederholung eines solchen Konzerts kann sich die Dirigentin der First Band gut vorstellen. „Zuerst müssen wir jetzt aber mal die Vorarbeit verdauen", sagte sie lächelnd.

(Artikel erschienen am 04.03.2015 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

 

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