2014-10 Amtseinsetzung des Schulleiters

Ein „Spitzen-Doppel" mit viel Taktgefühl
 
Herrenberg: Die Rektoren Jörg Weinmann (TSR) und Alexander Riegler (JRS) sind seit gestern offiziell im Amt
 
von Sven Gruber, Gäubote Herrenberg, 21.10.2014

Zwei auf einen Streich: Erstmals hat die zuständige Böblinger Schulamtsdirektorin Angela Huber ein Rektoren-Duo gemeinsam eingesetzt. In der Mensa der Markweghalle sind die bisherigen kommissarischen Realschulleiter Jörg Weinmann (Theodor-Schüz-Schule) und Alexander Riegler (Jerg-Ratgeb-Schule) feierlich ernannt worden.

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 Premiere für Schulamtsdirektorin Angela Huber: Die Doppeleinsetzung Alexander Rieglers (links) und Jörg Weinmanns GB-Foto: Holom

Von einer der Hürden auf dem Weg in die neue Position haben sich die beiden Rektoren Jörg Weinmann und Alexander Riegler nicht abschrecken lassen: „Das Anforderungsprofil und die Kompetenzbeschreibungen für Schulleiter in Baden-Württemberg - in Worte verpackt - umfasst zusammen fast 60 Seiten", merkte der 39-jährige Riegler in der gemeinsamen Rede knitz an. Um dabei vielsagend seinen Kollegen, Jahrgang 1965 zu mustern, der direkt neben ihm darauf gewartet hatte, seinen Dialogpart am Mikrofon zu übernehmen.

"Sie haben in nicht ganz einfacher Zeit herzhaft zugepackt" Schulamtsdirektorin Angela Huber

Den Praxistest haben die beiden Rektoren längst bestanden. Das machte Schulamtsdirektorin Angela Huber deutlich: „Sie haben beide in nicht ganz einfacher Zeit der Schulleitervakanzen herzhaft zugepackt und mit Engagement, Fleiß und neuen Ideen Verantwortung für ihre jeweilige Realschule übernommen", lobte sie das Duo. Weinmann, Konrektor an der 730 Schüler zählenden Theodor-Schüz-Realschule (TRS), hatte die Stelle des Schulleiters kommissarisch von Vorgänger Siegfried Kemmler übernommen. Riegler beerbte in gleicher Funktion an der Jerg-Ratgeb-Realschule (JRS), die aktuell 818 Schüler unterrichtet, Dirk Hasenbusch. Zusammengenommen lehren 129 Lehrkräfte 58 Klassen.

„Ich bin sehr froh, dass beide Flaggschiffe in der Herrenberger Schullandschaft wieder zwei ordentliche Kapitäne an Bord haben, um sie durch die hohe und manchmal auch raue Bildungssee zu manövrieren", zeigte sich Oberbürgermeister Thomas Sprißler erleichtert, Ohne dabei die Mannschaft im Hintergrund zu vergessen. „Sie haben in der schwierigen Zeit des Übergangs unterstützt, wo sie konnten." Dafür spendierte das Publikum in der Mensa der Markweghalle, in der auch zahlreiche Rektorenkollegen aus Herrenberg und Umgebung Platz genommen hatten, einen Extraapplaus.

Sprißler erinnerte noch einmal daran, dass beide Kandidaten den Gemeinderat „bei ihrer Vorstellung überzeugt" hatten: „Zwei Dirigenten mit Taktgefühl", unterstrich der Rathauschef, die „nicht laut polternd, sondern klar strukturiert" ihre Aufgaben angingen. Denn gerade auf dem Feld der Schulentwicklung passiere einiges: Die Realschulen müssten beispielsweise mit den wegfallenden Grundschulempfehlungen oder dem Zwei-Säulen-Modell umgehen lernen. Damit verwies Sprißler auf die Pläne der baden-württembergischen Landesregierung um Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die neben den Gymnasien eine integ-
rative Schulform (die Gemeinschaftsschule) vorsehe. Dann versprach der Herrenberger Schultes, beiden Vorzeigeschulen, dass die Stadt „als Schulträger keine Entscheidungen aufoktruieren" werde. „Wir stehen konstruktiv an Ihrer Seite und werden diesen Part erfüllen."

In ihrer spritzigen Rede spielten die beiden Schuldekane Ursula Ripp-Hilt und Thomas Kreis mit den Buchstaben der Schulkürzel „JRS" und „TSR", um den Rektoren nicht nur ein paar Gedanken mit auf den Weg zu geben. Sondern auch etwas „Handfestes": Eine „theologische Lektüre, Schokolade und Rosen", verrieten die evangelische Dekanin und ihr katholischer Kollege im Wechsel, „für Herrn Weinmann. Ein „Jesus-Buch, Schokolade und Rosen" für Riegler.

Auch die Elternvertreter beider Schulen ließen es sich nicht nehmen, den beiden Schulleitern einen guten Start zu wün-
schen. „Schön, dass wir Ihnen zum längst verdienten Titel gratulieren dürfen", sagte Elisabeth Schach von der TSR. Sabine Riehm von der JRS gratulierte ebenfalls sehr persönlich und zitierte Thomas Edison: „Wenn es einen Weg gibt, etwas besser zu machen, finden Sie beide ihn."

Denn der gebürtige Tübinger Weinmann, ausgebildeter Blasorchester-Dirigent, Posaunist und Pianist, und der ursprünglich aus Pforzheim stammende Riegler senden nicht nur beruflich auf gleicher Wellenlänge, greifen daher häufig zum Hörer, um sich bei schulischen Themen Rat vom jeweils anderen zu holen - und wollten daher auch eine gemeinsame Feier. „Darüber hinaus verbindet uns die Leidenschaft zur Musik", scherzte Weinmann, der wie Riegler an der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg Musik auf Lehramt studiert hat. Zusätzlich dazu belegte er noch die Fächer Geschichte und Gemeinschaftskunde. Für seinen Vorbereitungsdienst verschlug es Weinmann bereits an die TSR - anschließend unter anderem an die schweizerische Sekundarschule in Weingarten.

Riegler, Klarinettist und Saxofonist, wählte zur Musik noch katholische Theologie und Mathematik, absolvierte anschließend einen dreisemestrigen Aufbaustudiengang Diplom-Schulpädagogik, Fachrichtung Musikdidaktik und Schulentwicklung. „Das Musikprofil an der JRS klang faszinierend, daher hab' ich mich vor rund zehn Jahren beworben." Er wurde genommen - und zog nach Herrenberg.

Kein Wunder, dass das Rektoren-Doppel bei den Darbietungen der schulübergreifenden Bläserklasse und den kleinen musikalischen Intermezzi der beiden Lehrerkollegien irgendwann nicht anders konnten, als mit den Füßen im Takt zu wippen. Dann gaben sich beide gegenseitig einen gemeinsamen Wunsch mit auf den Weg, der die knapp 60 Seiten des Anforderungsprofils in drei Worten knackig zusammenfasste: „Bleib' Du Du!" - „Und Du Du!".

(Artikel erschienen am 21.10.2014 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).

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