Die Berufswahl ist eine der ganz großen Entscheidungen des Lebens. Eine schier unendliche Fülle an Alternativen steht den Schulabgängern heutzutage zur Auswahl. Mit dem Berufsinformationsmarkt versucht die Herrenberger Jerg-Ratgeb-Realschule (JRS) jährlich, den jungen Menschen einen Kompass an die Hand zu geben.
Berufsorientierung im Unterricht, Betriebs- und Arbeitsplatzerkundungen, Praktika - an der Realschule wird vieles getan, um die Heranwachsenden auf das Leben nach der Schule vorzubereiten. Sogar Einzelberatungen bei der Agentur für Arbeit stehen auf dem Plan. Zu einem weiteren zentralen Baustein hat sich der Berufsinformationsmarkt entwickelt. 1998 vom Förderverein der Schule ins Leben gerufen, lockte der 19. Markt am Samstagvormittag erstmals über 50 Aussteller und unzählige Besucher in den Herrenberger Markweg. „Seid neugierig", ermunterte Schulleiter Alexander Riegler die Besucher in seiner Eröffnungsrede zum munteren Kontakteknüpfen.
"Praktika sind sehr wichtig, um zu sehen, was wirklich hinter den Berufen steckt" Cannur Agca
Wie effektiv der Berufsinformationsmarkt tatsächlich ist, belegen gleich mehrere persönliche Beispiele. Cannur Agca steht den neugierigen Jugendlichen als Ausbilderin der Firma Kemmler Frage und Antwort. Vor wenigen Jahren drückte sie selbst noch die Schulbank an der JRS, Schulleiter Riegler war damals noch ihr Mathelehrer. „Praktika sind sehr wichtig, um zu sehen, was wirklich hinter den Berufen steckt", weiß sie. Auch Leonie Haag war Schülerin im Markweg, inzwischen bedient sie als Vermessungstechnikerin Gerätschaften wie das Tachymeter, welches sie als Anschauungsobjekt vor Ort dabei hat. „Den Beruf kennt keiner. Ich kannte ihn selbst nicht, bis ich damals auf dem Berufsinfomarkt darauf gestoßen bin" - ein Paradebeispiel für die Idee, die hinter der Veranstaltung steckt.
Als „Wiederholungstäter" outete sich Landrat Roland Bernhard: „Ich komme ja im Landkreis viel rum, aber der Infomarkt der JRS hat schon was Magnetisches." Voll des Lobes äußerte sich auch Finanzbürgermeisterin Gabrielle Getzeny: „Der Berufsinfomarkt ist zur Institution geworden." Die komplikationslose Kontaktaufnahme sei das Herz der Kontaktbörse. Dabei helfe es den Schülern bei den Gesprächen sehr, dass auf der anderen Seite ebenfalls viele junge Leute stehen. Viele Firmen haben ihre Auszubildenden mit dabei, die auf Augenhöhe und authentisch Rede und Antwort stehen. „Eine, optimale Gesprächsbasis", freute sich Riegler. Stolze 72 Ausbildungsberufe waren am Samstagvormittag vertreten. Alleine 14 davon fielen auf das Konto der Stadt Herrenberg, die mit einem großen Team in auffälligen grünen Shirts präsent war. Mitten im Gewusel der vollen Realschule wiesen Schülerinnen mit großen Schildern auf den nächsten Vortrag hin. Die Daimler AG informierte über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten im Sindelfinger Werk, drei weiterführende Schulen aus Herrenberg und Böblingen präsentierten außerdem ihr Profil. Um sich optisch von der Masse abzuheben, haben sich die Aussteller einiges einfallen lassen. Bei der Kreissparkasse gab es ein digitales Glücksrad und Kuscheltier-Gewinne. Viele Technikunternehmen hatten Werkzeuge und Gerätschaften zum Anfassen dabei.
Neben zwei neuen Unternehmen, die sich präsentieren, feierten auch Lehrer Jörg Schubert und Sekretariatsmitarbeiterin Sabine Dietrich ihre Premiere als Organisatoren. Vier Monate Vorbereitung haben die beiden hinter sich. Der Aufwand lohnt sich jedoch, fand Schubert: „Meine Erfahrung zeigt, dass jeder dritte Schüler sein Betriebspraktikum inzwischen hier auf dem Markt ausmacht." Die Berufsorientierung ist seiner Meinung nach ein Markenzeichen der Realschule. "Deshalb war es keine Option, die Veranstaltung nach dem Abgang der bisherigen Organisatoren ausfallen zu lassen." Neben den mit Aufgaben betrauten Schülern der JRS schnupperte auch die Theodor-Schüz-Realschule auf den Infomarkt - Fabian Fischer, Vincent Schach und Jannis Bauder waren gleich mit ihrer ganzen Klasse angerückt. @Weitere Bilder vom Berufsinfomarkt sehen Sie im Internet auf der Seite www.gaeubote.de/g717
(Artikel erschienen am 07.03.2016 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de).