„Wer lesen kann, ist besser dran." So klischeehaft dieser Satz auch daherkommen mag, er ist der Motor, der die „Mediothek" an der Jerg-Ratgeb-Realschule (JRS) in Herrenberg zum Laufen brachte. Nach einem Jahr Planung wurde der Medienraum am Samstagvormittag eingeweiht. In der nächsten Woche bekommen die Schüler ihre Benutzerausweise und eine Einweisung, danach kann die Mediothek zum Schmökern und Recherchieren genutzt werden.
Die Fakten zuerst: Cremefarbene Wände, helle Holzregale, Farbtupfer durch orangefarbene Stühle und ebensolche Sitzhocker. 120 Meter Grundfläche. 1500 Medien, davon 30 Zeitungen und Zeitschriften. Drei Computer mit Internetanschluss. Zwei Stunden Öffnungszeit täglich. Eine Fachkraft, die die Mediothek betreut. 31 Klassen, samt Lehrerkollegium, die das Angebot nutzen können. Und die größte Zahl zum Schluss: 50 000 Euro - so viel Geld wurde in den früheren „Auszeitraum" der Jerg-Ratgeb-Realschule investiert.
„Auf den Tag genau vor einem Jahr haben wir uns zur ersten Besprechung getroffen", hat Andrea Fabisch-Wörner, Vorsitzende des Elternbeirats, bei der Vorbereitung für die Eröffnung festgestellt. Mit „wir" meint sie Schulleiter Dirk Hasenbusch, den Vorsitzenden des JRS-Fördervereins, Gerhard Stocker, die drei Pädagogen Jutta Wiemann, Hanns-Peter Krafft und Wolfgang Kimmi und sich selbst. Im Laufe des Jahres kam manch helfende Eltern-, Schüler- und Lehrerhand, manch Geldgeber und Friederike Timmermann dazu.
Letztere ist Bibliothekarin und Lehrerin, wohnt in Jettingen, hat sich spontan auf die Stellenausschreibung als Fachkraft für die Mediothek gemeldet und war maßgeblich am Aufbau derselben beteiligt. „Die Herausforderung, von null an etwas aufzubauen, das hat mich gereizt", erzählt Friederike Timmermann. „Vom ersten Buchregal bis zur letzten Zeitschrift" habe sie mitentschieden, und dabei das Optimale bekommen. Nur ein einziger Wunsch blieb unerfüllt: Der Zugriff aller Nutzer auf die Internet-Recherche. Derzeit kann nur über Timmermanns Rechner nach einem bestimmten Buch in den Regalen der Mediothek gesucht werden.
Und obwohl es in den Regalen im JRSMedienraum noch Platz hat - „mit der Zeit und anhand der Vorschläge der Nutzer werden wir die Lücken schließen", so Gerhard Stocker - ist die Auswahl groß. Neben Sachbücher aller 13 Fachschaftsbereiche, stehen Klassiker von Astrid Lindgren und Erich Kästner, Asterix-Bände und Cornelia Funkes „Tinten"-Reihe in den Regalen. In der Zeitschriftenauslage liegen Spiegel und Focus neben Bravo-Sport und Mickey-Maus-Heftchen. Natürlich gibt es auch den „Gäubote" zu lesen. „Die Mischung macht es. Es geht um lustvolle, ausgleichende, anregende Lesestunden, kurzum: Wer liest, hat mehr vom Leben", bringt Schulleiter Dirk Hasenbusch die Intention der Mediothek auf einen Punkt.
„Die Schüler sollen sehen, dass nicht nur das Internet als Info-Quelle dienen kann. Und gleichzeitig sollen sie erkennen, dass ein Buch die Fantasie anregt, dass es die Kreativität fördert und eine Rückzugsmöglichkeit ist", wünscht sich Jutta Wiemann, die sich zusammen mit ihrem Kollegen Hanns-Peter Krafft schon seit Jahren für die Einrichtung einer Mediothek einsetzt, und darüber hinaus auch für das Rahmenprogramm am Samstagvormittag verantwortlich war.
Zur Einweihung gab es eine Bildpräsentation über „den langen Weg der Mediothek". Eine Autorenlesung mit dem Kölner Schriftsteller Selim Özdogan, der aus seinem Buch „Trinkgeld vom Schicksal" und einige unveröffentlichte Manuskripte vorlas.
Thematisch dazu passend ein Büchertisch mit interkultureller Literatur. Darüber hinaus Maltische zum Basteln von Buchrücken und die Endausscheidung des Lesewettbewerbs der Sechstklässler.
(Artikel erschienen am 24.11.2008 im Gäubote Herrenberg. Wir danken der Redaktion des Gäubote für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks. Siehe auch www.gaeubote.de)